Das ungewöhnliche unzeitgemäße Werke des Malers Oscar Castillo

Die Bilder des Malers Oscar Castillo (lebt und arbeitet in Berlin und Mexiko) spiegeln eine „unzeitgemäße“ Haltung, weit entfern vom zeitgenössischen Streben nach öffentlicher Aufmerksamkeit und Imagebildung.  Hier schein es einem Künstler ganz ehrlich um nichts weiter, als um das Künstlerische an seiner Künstlerischen Arbeit zu gehen – und das auf äußerst ungewöhnliche Weise.

Die Werke findet ihre Wurzel ebenso in den Schulen der europäische Malerei, wie in der mexikanischen, genauer oaxaquenischen Kultur, aus der der Maler stammt. Diesen Wurzeln entspringt etwas Verblüffendes: eine atmosphärische Eigenständigkeit, die sich weder am Klang des Farbteppichs, noch an der taktilen, rauhen Bildoberfläche, noch an den merkwürdigen Zeichen und Figuren festmachen lässt. Vielmehr sind alle Elemente dieser Malerei verwoben und verdichtet zu etwas, das uns wie ein lebendiges Wesen gegenübertritt. Mit diesem Wesen ist eine sehr selbstbewusste Atmosphäre anwesend, dir uns einlädt, ja geradezu beschwört, in eine fremde und doch irgendwo bekannte Welt zu tauchen. Eine Welt , deren warmen Klang und deren Symbolik wir vergessen haben? die Welt der Mystik, der Mythen, Sagen und Märschen scheint nahe, doch dieses Erleben entspringt keiner Tradition. Die Bilder zitieren nichts. Sie schöpfen ihre Mystik und Magie aus verborgenen Quellen, die jenseits der Tradition im Hier und Jetzt zugänglich sind: Castillos Bilder schöpfen ihre Magie direkt aus dem Leben, wo sie sich jeden Tag auf´s Neue entfaltet. Und gerade deshalb sind so ehrlich, so lebendig, so atmend, so eigenständig, so unverbraucht, so nahe.

Castillo transzendiert die alte künstlerische Tradition, die Kunst als Ausdrucksmittel für das nicht Sagbare begreift. Seine Arbeiten transzendieren auch die Funktion der Kunst als reflexives Feld für Erlebnis und Vorstellungskraft des Betrachters. Und hierhin liegt die zeitgenössische Bedeutung seines Werkes: Es lässt die Abhängigkeit der Kunst vom Kunstkontext als Zeige- und Rezeptionssystem hinter sich. Die Kunst Castillos wird „beseelte“ Ursache, die wirkt. Sie besteht auf unvereinnahmbare Autonomie. Der Maler nimmt also den Schöpfungsakt wörtlich. Doch er imitiert nicht die Natur, um auf diese Weise „Lebendiges“ zu schaffen. Er arbeitet mit seinen Mitteln: den Mitteln der Malerei, die er unter bewusstem Einsatz all ihrer Medien und Möglichkeiten in ihre eigene (lebendige) Essenz, in ihre Wesen verwandelt. Hierin liegt der Grund für seltsame Art von Lebensatem, den er den Bildern einzuhauchen versteht.

Uli Hamprecht: Vom Wesen der Kunst zur Natur des Menschen

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